Der Albtraum eines jeden Schraubers: Du befindest dich bei der Endmontage deines neusten Projekts, sagen wir dem Festschrauben des Lüftergehäuses deiner frisch restaurierten Vespa. Drei Schrauben sind schon sauber eingedreht und es folgt die vierte. Es fühlt sich irgendwie anders an, aber du ignorierst das Gefühl. Der Schraubenkopf liegt schon auf dem Gehäuse auf und du ziehst diese ganz fest. Dann, zack und der Schraubenkopf lässt sich endlos weiterdrehen. Du hoffst, dass «nur» die Schraube abgerissen und das Gewinde noch intakt ist. Doch es kommt wie es kommen muss. Das Gewinde im Motorengehäuse ist ausgerissen. Dies ist zwar ärgerlich jedoch kein Weltuntergang.

Möglichkeiten zur Reparatur

Die ersten Gedanken kreisen um den Austausch des Motorengehäuses. Doch dies ist mit erheblichen Kosten verbunden und bedeutet eine Menge Arbeit. Das kann nicht die einzige Lösung sein. Also machst du dich mit Hilfe von Google auf die Suche nach einer besseren Lösung. Nach kurzer Zeit wirst du in einem Forum fündig. Dort empfiehlt ein User Namens Vespamigo das Aufbohren auf das nächst grössere Gewinde oder das Verwenden von Gewindeeinsätzen. Entweder selbstschneidende oder solche aus Draht. Auch bekannt unter dem Markennamen: Heli- Coil. Mittlerweile gibt es jedoch zahlreiche andere Hersteller.

Du entscheidest dich für die Drahtversion. Da diese zahlreiche Vorteile bietet. Beständig gegenüber hohen Temperaturen, keine Probleme bei Feuchtigkeit, gleichmässige Lastverteilung, reduzierte Gewindereibung, verschleissfrei und die Sicherung gegen Losdrehen. Dass sich die Einsätze seit 50 Jahren in der Praxis bewähren, bestärkt deine Entscheidung zusätzlich.

bitundbohrer-blog-heli-coil

Ausgerissenes Gewinde reparieren

Als erstes musst du das Loch mit dem ausgerissenen Gewinde auf den Kerndurchmesser des jeweiligen Gewindeeinsatzes aufbohren. Der passende Bohrer liegt dem Reparaturset bei. Ansonsten kannst du das Mass für den Bohrer aus der Anleitung des Herstellers herauslesen. Nun solltest du die Bohrung ansenken. Dafür gilt Aussendurchmesser der Senkung = Aussendurchmesser Gewinde + 0.1mm. Dadurch kann der Gewindeeinsatz später sauber angesetzt werden. Anschliessend folgt das Schneiden oder Formen des neuen Gewindes. Es handelt sich dabei um spezielle Gewinde, die nur mit den Gewindewerkzeugen des jeweiligen Herstellers erzeugt werden können. Nun folgt der Einbau des Gewindeeinsatzes. Dazu musst du den passenden Gewindeeinsatz auf das Montagewerkzeug drehen und den Einsatz anschliessend in das Gewindeloch einschrauben. Dabei solltest du darauf achten, dass kein Gewindegang übersprungen wird. Den Einsatz musst du soweit hineindrehen, bis der Abstand von der Bauteiloberfläche zum Einsatz mindestens 0.25 x der Gewindesteigung entspricht. Bei einem M6 x 1 Gewinde wäre dies 0.25mm (1mm x 0.25). Zum Schluss gilt es noch den Mitnehmerzapfen zu entfernen. Dafür eignet sich der Zapfenbrecher oder der passende Durchschlag.

Zum Abschluss

Nun ist das Gewinde wieder voll belastbar und je nach Grundmaterial auch stabiler als vorher. In unseren Fall kannst du nun das Lüftergehäuse anschrauben, den Rest montieren und mit der Testfahrt starten.

Möchtest du immer wissen was bei BitundBohrer läuft, von exklusiven Angeboten profitieren und dir die Versandkosten deiner ersten Bestellung sparen? Dann abonniere jetzt unseren NEWSLETTER.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

×