Jeder Schrauber und Heimwerker stand sicher schon vor diesem Problem: Man beginnt mit der Demontage eines defekten Gerätes oder möchte ein Bauteil austauschen, weil es defekt ist oder weil besseres eingebaut werden soll. Die ersten zwei, drei Schrauben lassen sich problemlos lösen und alles scheint wie am Schnürchen zu laufen. In deinen Gedanken ist das Vorhaben schon abgeschlossen und vor dem geistigen Auge siehst du das Gerät bereits wieder in Aktion. Doch dann passierts! Die nächste Schraube lässt sich einfach nicht lösen.
In diesem Beitrag erfährst du 16 Wege wie es trotzdem klappt.
Es gibt diverse Ursachen für festsitzende Schrauben. Zum einen kann dies durch Umwelteinflüsse oder durch den Gebrauch geschehen. Als Beispiel kann hier zum einen Korrosion am Gewinde oder die thermischen Einflüsse bei einem Auspuff genannt werden. Zum anderen kann die Ursache in der unsachgemässen Montage liegen. Abgenutzte Schraubenköpfe durch falsches oder nicht passgenaues Werkzeug, falsches Anzugsmoment oder schlechtes Schraubenmaterial sind nur einige Gründe.
#1 Drehrichtung prüfen
Als erstes solltest du prüfen, ob es sich um eine Schraube mit Links- oder Rechtsgewinde handelt und ob deine Annahme zur Löserichtung korrekt ist. Also, ob sich die Schraube im Uhrzeiger- oder Gegenuhrzeigersinn lösen lässt. Es wäre sehr ärgerlich, schweres Geschütz aufzufahren nur um am Schluss festzustellen, dass man die Richtung für das Lösen verwechselt hat.
#2 Kriechöl verwenden
Nach dem die Löserichtung geklärt ist und die Schraube sich trotzdem nicht lösen lässt, kann zu Kriechöl gegriffen werden. Beim Auftragen musst du darauf achten, dass das Öl die Möglichkeit hat in die Gewindegänge zu kriechen und so den Lösevorgang unterstützen kann. Wichtig zu wissen ist hier, dass das Kriechöl den Rost nicht auflösen oder umwandlen kann, sondern das Lösen nur unterstützt. Diese Variante kann einige Zeit dauern und du solltest dem Öl die Zeit geben sich ordentlich zu verteilen.
#3 Schock- Rostlöser
Ist von aussen schon zu erkennen, dass Korrosion für das Festsitzen verantwortlich ist, kannst du nach #1 direkt zum Rostlöser greifen. Auch hier solltest du dem Spray etwas Zeit zum Einwirken geben. Der Schock- Rostlöser funktioniert folgendermassen: Die Zusammensetzung der Wirkstoffe erzeugen am korrodierten Werkstück einen Kälteschock von bis zu -35°C. Dies wird durch eine chemische Reaktion hervorgerufen. Dadurch schrumpft das Bauteil und es entstehen Mikrorisse in der Korrosionsschicht. Die speziellen Zusatzstoffe sorgen für eine Unterwanderung der Rostschicht und lösen die Verbindung zur Schraube auf.
#4 Wärme/ Kälte
Hast du kein Kriechöl/ Rostlöser zur Hand oder die Schraubverbindung befindet sich zB kopfüber, kannst du versuchen die Schraube zu erhitzen oder abzukühlen. Dafür kann ein Heissluftföhn, ein Schweissbrenner, Stickstoff oder ähnliches genutzt werden. Bei diesem Vorgehen muss speziell darauf geachtet werden, dass das umliegende Material nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Beschichtete Oberflächen, Lacke und Kunststoffe können durch extreme Temperaturen beschädigt werden.
#5 Verlängerung nutzen
Eine weitere Möglichkeit ist das Drehmoment für das Lösen zu erhöhen. Dies erreichst du in dem du entweder die Kraft erhöhst oder den Hebelarm verlängerst. Da die Verlängerung des Hebels meistens eifacher ist, empfehlen wir diese Variante. Am besten nutzt du dafür ein Rohr oder im Idealfall kannst du auf ein längeres Werkzeug zurückgreifen. Bei dieser Methode musst du darauf achten, dass das Drehmoment nicht zu hoch wird und die Schraube abreisst. Denn nach fest kommt lose.
#6 Hammerschläge auf den Schraubenkopf
Ein paar Schläge mit dem Hammer auf den Schraubenkopf können manchmal Wunder bewirken. Die Schläge können dazu führen, dass sich die Schraube minimal bewegt und somit die korrodierten Stellen aufgebrochen werden. Ausserdem verformt sich ein Gewinde beim Festziehen immer ein wenig. Durch die minimale Bewegung verschaffen sich die einzelnen Gewindegänge wieder Luft. Die Bewegungen sind minimal und lassen sich von blossem Auge kaum erkennen.
#7 Schlagschrauber nutzen
Der Einsatz eines Schlagschraubers bedingt erstmal, dass deine Werkstatt damit ausgestattet ist oder dass du sonst Zugang zu so einem Gerät hast. Die Vorteile eines Schlagschraubers um Schraubenzu lösen sind sein hohes Drehmoment und die impulsartige Drehbewegung. Diese Drehbewegung hat eine ähnliche Wirkung wie unzählige sehr schnelle Hammerschläge.
Diese ersten sieben Methoden können eingesetzt werden, sofern der Antrieb (Sechskant, Torx, Kreuzschlitz, Inbus…) der Schraube noch in Takt ist und das Werkzeug sauber angreifen kann. Die folgenden Varianten finden Anwendung, wenn der Schraubeantrieb schon etwas lädiert ist.
#8 Reibgummi
Dieser Tipp mag im ersten Moment etwas komisch klingen. Er funktioniert aber trotzdem. Nehme dazu ein Gummiband (zB die Dichtung eines Einmachglases) und lege dieses mit der flachen Seite auf den Schraubenkopf. Fixiere das Band anschliessend mit zwei Fingern und setze das Werkzeug direkt auf den Schraubenkopf. Das Gummiband sitzt nun zwischen dem Werkzeug und dem Antrieb der Schraube. Wenn du die Schraube löst, greift das Band in den ausgeleierten Antrieb und verhindert die weitere Abnutzung. Ein Nebeneffekt dieser Methode ist die Erhöhung der Reibfläche am Schraubenkopf. Somit reduziert sich die Belastung auf den Schraubenantrieb.
#9 Meissel/ Körner
Bei dieser Variante benötigst du etwas Platz im Bereich des Schraubenkopfes und im Idealfall ist der Kopf nicht versenkt. Du brauchst neben dem Meissel/ Körner ausserdem noch einen Eisenhammer. Im ersten Schritt wird der Meissel oder der Körner möglichst weit aussen am Schraubenkopf angesetzt und durch gezielte Hammerschläge eine Kerbe eingeschlagen. Nun wird der Meissel/ Körner etwas in die Löserichtung gekippt. Anschliessend hämmerst du erneut auf den Meissel/ Körner und die Schraube wird so zu sagen aufgeschlagen. Dabei darauf achten, dass du nicht abrutschst.
#10 Ausdrehsatz verwenden
Bei stark abgenutztem Antrieb kannst du auf einen Ausdrehsatz zurückgreifen. Dabei handelt es sich um ein spezielles Werkzeug das über den Schraubenkopf gestülpt wird. Die Ausdrehwerkzeuge werden in Kombination mit einer Stecknussknarre benutzt. Durch die Verzahnung im Inneren verhakt sich das Material und die Schraubenverbindung lässt sich lösen.
#11 Antrieb nacharbeiten
Das Nacharbeiten des Antriebs funktioniert besonders gut bei einfachen Formen wie dem Schlitz. Ist dieser sehr stark abgenutzt kannst du versuchen, ihn mit der Feile oder einer Fräse nachzuarbeiten. Eventuell muss auch ein neuer Antrieb versetzt hineingearbeitet werden.
#12 Linksausdreher verwenden
Bei einem Linksausdreher handelt es sich um ein Werkzeug mit einer schlanken, konischen Form, der an seinem Umfang einen angewalzten Linksdrall besitzt. Die Funktion ähnelt der eines Gewindebohrers. Möchtest du dieses Tool für die Entfernung der Schraube nutzen, musst du erst einmal ein Loch in die Schraube bohren. Um ein sauberes Ansetzen des Bohrers zu gewährleisten, empfehlen wir vor dem Bohren zu körnern. Den benötigten Lochdurchmesser findest du meistens in einer Tabelle, die dem Werkzeug beiliegt. Nachdem das Loch nun gebohrt ist, kann der Linksausdreher in das Loch geschraubt werden (linksherum, wie der Name schon sagt). Für das weitere Hineindrehen und anschliessende Losdrehen der Schraube nutzt du am Besten ein Windeisen. Durch die konische Form verkeilt sich das Werkzeug nun immer mehr in der Bohrung, gleichzeitig löst sich die Schraube.
#13 Aufbohren
Das Ziel beim Aufbohren der Schraube ist, das Material zu schwächen und damit zu bewirken, dass die Schraube «zusammensackt». Beim Aufbohren musst du darauf achten, dass der Antrieb weitestgehend in Takt bleibt, um das Werkzeug später ansetzten zu können. Es ist ausserdem wichtig, dass du den Bohrungsdurchmesser kleiner als den Kernlochdurchmesser des Gewindes wählst, da sonst das Gewinde im Gegenstück beschädigt wird. Die Masse für den Kernlochdurchmesser findest du in diversen Tabellen wie zB HIER.
#14 Ausbohren
Unter dem Ausbohren wird das Entfernen der Schraube mittels Spiralbohrers verstanden. Die Schraube wird also fast komplett zerspant. Beim Ausbohren musst du beachten, dass die Grösse des Spiralbohrers anhand des Kernlochs des Gewindes gewählt wird. Ausserdem ist wichtig, das Loch exakt in der Mitte zu bohren. Da ansonsten das Gewinde des Gegenstücks beschädigt werden kann. Da der Kenlochdurchmesser etwas grösser als der Kerndurchmesser der Bolzens ist, kann dieser vollständig ausgebohrt werden. Anschliessend musst du das Gewindeloch nur noch mit dem passenden Gewindebohrer nachschneiden. Wobei nachschneiden eigentlich der falsche Begriff ist, da nur noch die Flanken des Gewindebolzens entfern werden.
#15 Gewindereparatur
Falls bei den oberen Methoden trotzdem etwas schieflaufen sollte und das Gewinde beschädigt wird, kann es immer noch durch einen Gewindeeinsatz gerettet werden. Dafür benötigst du allerdings etwas mehr an Ausrüstung. Wir empfehlen hier Drahtgewindeeinsätze wie zum Beispiel Helicoil oder Amecoil. Es gibt natürlich auch andere Hersteller die ähnliche Produkte im Sortiment haben und gleichwertig sind. Einfach ausgedrückt wird bei dieser Methode ein spezielles Gewinde gebohrt, dessen Aussendurchmesser grösser ist als das Originale. Der Grössenunterschied wird anschliessend durch einen gewickelten Drahteinsatz ausgeglichen.
#16 Vorbeugen
Der beste und einfachste Weg ist es von vornerein zu verhindern, dass einer der oberen Methoden zum Einsatz kommt. Wir empfehlen folgende Punkte bei der Montage von Verschraubungen zu beachten:
- Gewinde vorgängig auf Beschädigung prüfen
- Richtiges Anzugsmoment beachten
- Passgenaues Werkzeug verwenden
- Materialpaarung beachten (Stichwort: Kaltverschweissen)
Nun sollten das Entfernen von festsitzenden, abgenutzte oder gar abgerissene Schrauben für dich kein Problem mehr darstellen.
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